Diskussionsveranstaltung „Entschlossen Offen – Kein Ein- und Ausschluss in der Jugendhilfe“ am 13.07. von 09:30 – 16:30 Uhr in Hamburg

21 Jun

FÜR DAS RECHT IN FREIHEIT UND WÜRDE ERZOGEN ZU WERDEN: ENTSCHLOSSEN OFFEN – KEIN EIN- UND AUSSCHLUSS IN DER JUGENDHILFE

Am Montag, dem 13.7.2015 von 09:30 – 16:30 Uhr in der Patriotischen Gesellschaft von 1765, Trostbrücke 6

Eine Diskussion über Chancen und Möglichkeiten, pädagogisch begründeten Freiheitsentzug, Machtmissbrauch, Entwürdigung und Heimkarrieren in Hamburg zu verhindern.

Mit Staatsrat Jan Pörksen, Prof. Tilman Lutz, Dr. med. Charlotte Köttgen, Dr. Wolfgang Hammer, Prof. Timm Kunstreich, Burkhard Czarnitzki, Maren Peter, Dr. Melanie Leonhard (SPD), Dr. Wolfgang Philipp Heißner (CDU), Anna Gallina (Bündnis 90 – Die Grünen), Sabine Boeddinghaus (Die LINKE) und Prof. Michael Lindenberg (Moderation).

Anders als bei der Wiedereröffnung der Geschlossenen Unterbringung Feuerbergstraße Anfang 2003, die einer ordnungspolitischen Kampagne der Schill-Partei folgte und unnachgiebige Härte gegenüber Jugendlichen signalisieren sollte, hält – an sich – in Hamburg heute kaum jemand mehr den Einschluss von Kindern für einen pädagogisch sinnvollen Weg. Das Gleiche gilt für andere Formen der Entwürdigung und Erniedrigung, wie zuletzt in den Skandalheimen im Kreis Dithmarschen.

Warum will der neue Hamburger Senat, zusammen mit Bremen, nach der erfolgreichen Auflösung der „Feuerbergstraße“ vor sieben Jahren, jetzt dennoch wieder eine eigene Geschlossene Unterbringung einrichten?

Anmelden bitte über: FAX: 040 41 52 01 32 oder petra.kettnitz@paritaet-hamburg.de

Für weitere Informationen:

Veranstalter sind …

  • das Aktionsbündnis gegen geschlossene Unterbringung
  • der Arbeitskreis Kinder, Jugend und Bildung in der Patriotischen Gesellschaft von 1765
  • der Arbeitskreis kritische Soziale Arbeit Hamburg (AKS)
  • der PARITÄTISCHE Hamburg
  • Jugend und Sport e.V.
  • der Verband der Kinder- und Jugendarbeit Hamburg

Anders als bei der Wiedereröffnung der Geschlossenen Unterbringung Feuerbergstraße Anfang 2003, die einer ordnungspolitischen Kampagne der Schill-Partei folgte und unnachgiebige Härte gegenüber Jugendlichen signalisieren sollte, hält – an sich – in Hamburg heute kaum jemand mehr den Einschluss von Kindern für einen pädagogisch sinnvollen Weg. Das Gleiche gilt für andere Formen der Entwürdigung und Erniedrigung, wie zuletzt in den Skandalheimen im Kreis Dithmarschen.

Warum will der neue Hamburger Senat, zusammen mit Bremen, nach der erfolgreichen Auflösung der „Feuerbergstraße“ vor sieben Jahren, jetzt dennoch wieder eine eigene Geschlossene Unterbringung einrichten? Angesichts der Erfahrungen in Hamburg, dass

  • … ein Verzicht auf den Einschluss junger Menschen im Rahmen der Jugendhilfe durchaus erfolgreich umsetzbar ist und in Hamburg nach der konsequenten Schließung aller Heime 1980 weder zu mehr Jugendstrafen, noch zu einer höheren Belegungszahl in den geschlossenen Kinder- und Jugendpsychiatrien geführt hatte (Charlotte Köttgen in FORUM 2/2013),
  • … das Vorhalten geschossener Unterbringungsplätze nicht nur die einzelnen betroffenen Minderjährigen schädigt, sondern negativ auf das gesamt System der Jugendhilfe wirkt (Dorothee Bittscheid, Taz v. 21.04.2013),
  • … jeder Versuch, eine Geschlossene Unterbringung zu betreiben (inzwischen auch, woanders Plätze zu belegen, wie im Fall der Firma Haasenburg GmbH oder dem Friesenhof), schließlich im Skandal endet und eine Schließung erfolgen muss,
  • … die Heimaufsicht von sich aus nicht in der Lage zu sein scheint, Menschenrechtsverletzungen in solchen Institutionen verlässlich und aus eigener Initiative zu erkennen: Wenn eine Betriebserlaubnis entzogen wurde, war dies regelmäßig die Folge der Aufdeckung durch kritische Medien und engagierte JugendpolitikerInnen sowie des dadurch entstandenen öffentlichen Drucks,
  • … dass nicht die Kinder selber „schwierig“ sind, sondern ihre Lebensbedingungen und wiederholte Desintegrationserfahrungen und Entwertungen in Schule, Elternhaus und – auch – den Einrichtungen der Jugendhilfe.

Der Grund für die Entscheidung des Hamburger Senats, erneut ein geschlossenes Heim zu betreiben, scheint heute weniger in der Schill‘schen Bestrafungslust, sondern vielmehr im Scheitern und Kapitulieren der „normalen“ Einrichtungen sowie den institutionellen und technischen Verfahrens- und Ablaufmustern zu liegen: Bestimmte, so genannte schwierige Kinder werden wieder und wieder hinausgeworfen und weitergereicht. Und das – das muss eingeräumt werden – passiert in den geschlossenen Einrichtungen i.d.R. nicht.

Soziale Ausschließung und räumliche Einschließung in den stationären Erziehungshilfen sind zwei Seiten einer Medaille, die sich gegenseitig bedingen und begründen. Mit den ReferentInnen, den JugendpolitikerInnen und dem Staatsrat wollen wir deshalb am 13. Juli diskutieren: darüber, was über eine Grundsatzpositionierung zur Frage der Geschlossene Unterbringung hinaus, in Hamburg zu tun ist; darüber, wie man dem Recht junger Menschen, in Freiheit, Würde und Verlässlichkeit erzogen zu werden, in Hamburg möglichst umfassend gerecht werden kann. Dabei wollen wir sowohl die Frage politischer und struktureller Vorgaben, als auch die Ebenen der sozialpädagogischen Praxis und des zivilgesellschaftlich-demokratischen Engagements in den Blick nehmen.

Moderation: Michael Lindenberg

Teil 1: Kein Ein- und Ausschluss in der Jugendhilfe

9:30 bis 12:15 Uhr: Vorträge am Vormittag

  1. Prof. Dr. Tilman Lutz: Ausschließung und Einsperrung zum Wohl der Kinder und Jugendlichen?
  2. Dr. Charlotte Köttgen: Erziehen im Käfig erzieht zum Leben im Käfig – man könnte aus gelungenen Reformen lernen
  3. Dr. Wolfgang Hammer: Zur Macht der Freiheit in der Erziehung – Gedanken zu Ursachen und Folgen von Mut und Angst in Pädagogik und Politik

13:15 – 14:15 Uhr PAUSE

Teil 2: Praxisansätze

13:15 bis 14.45 Uhr: Inputbeiträge zur Praxis

  1. Prof. Dr. Timm Kunstreich stellt die Kampagne des AKS „Dressur zur Mündigkeit? Für die Verwirklichung der UN Kinderrechts-Konvention statt Überwachen und Erniedrigen in den Grauzonen der Hilfen zur Erziehung!“ zur Diskussion. Um sich einen Überblick über die Praxis der „Dressur zur Mündigkeit“ zu verschaffen, wertet der AKS Hamburg die Selbstdarstellungen stationärer Einrichtungen im Internet aus und bittet andere, eigene Recherchen zu machen und die Ergebnisse zu teilen.
  2. Burkhard Czarnitzki stellt die Praxis des Projekts KIDS vor. Das Team arbeitet erfolgreich mit den gleichen Zielgruppen wie GU-Heime, aber mit entgegengesetzten Haltungen und Methoden. Mit seinem niedrigschwelligen Unterkunftsangebot SchlafStatt begegnet das KIDS den jungen Menschen weder mit Zwang noch mit „intensivpädagogischen Konzepten“, sondern mit den Methoden der Jugendsozialarbeit, mit den Prinzipien der Akzeptanz und der Parteilichkeit sowie einem möglichst hohen Maß an Normalität.
  3. Maren Peters stellt die Erfahrungen der Koordinierungsstelle vor. Diese arbeitet in Hamburg daran, die Jugendlichen mit dem, was sie selber wollen, wieder einzubeziehen und gute Lösungen im Trägerverbund zu finden. Dabei geht es auch darum, die wiederkehrenden Eskalationsmechanismen in den einzelnen Hilfeprozessen zu erkennen, das Verfahren zu entschleunigen und mögliche Wege aus erweiterter Perspektive zu betrachten.

14:45 – 15:15 Uhr: Pause

Teil 3: Diskussion

Was kann Hamburg tun, um auch in den stationären Hilfen den Kinderrechten Vorrang zu geben und Ausgrenzung zu vermeiden?

Teilnehmer/innen der Podiumsdiskussion:

  • Staatsrat Jan Pörksen
  • Dr. Wolfgang Philipp Heißner (CDU)
  • Dr. Melanie Leonhard (SPD)
  • Anna Gallina (Bündnis 90 – Die Grünen) und
  • Sabine Boeddinghaus (DIE LINKE).

Prof. Dr. Michael Lindenberg (Moderation)

Weitere Informationen zur Veranstaltung unter www.vkjhh.de.

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