Die Membership-Perspektive von Hans Falck
Buchvorstellung und Diskussion mit Timm Kunstreich
Dienstag, 11.4.
18:15 Uhr, Von-Melle-Park 8,
Raum 05 (Erdgeschoss)
Hans S. Falck (1923-2014) wurde in Hamburg geboren und musste als Jude im deutschen Faschismus in die USA fliehen. Im Laufe seiner gründlichen Auseinandersetzung mit dem Individualismus als Herzstück westlicher Ideologie entwickelte er das Konzept des Memberships. Der Kern des Konzepts ist die Perspektive, dass die Grundeinheit der Gesellschaft die „kleine menschliche Kollektivität“ ist und nicht das Individuum.
Hans Falck setzt auf soziale Nähe als professionelle Herausforderung. Diese vielfältige existenzielle Nähe bündelt er zu einer systemtheoretisch fundierten Perspektive von Sozialer Arbeit, die auf den Prinzipien »konstante Verbundenheit« und »bedingter Zugang« beruht. Mit dem Handlungskonzept »hilfreiche Gruppe« gelingt es ihm, die hegemonialen Widersprüche von Individuum und Gruppe/Gesellschaft im Konzept des »Member« dialogisch aufzuheben und so ein neues Paradigma zu begründen, welches der Ideologie des Individualismus eine radikale Absage erteilt.
„Das Diagnostizieren selbst ist eine politische Aktivität, die etwas festlegt und die vorschlägt, wie Macht zu verteilen ist, und die auch die Unterschiede im sozialen Status definiert.“
Hans Falck
Timm Kunstreich hat mit dem Werk „Nicht Wohltätigkeit, sondern Gerechtigkeit – Die Membership-Perspektive in der Sozialen Arbeit“ (Beltz Juventa 2022) eine dokumentarische Rekonstruktion der Entwicklung der Theorie von Hans Falck vorgelegt. Es geht um die Befreiung der Sozialen Arbeit aus der Enge der Vorstellung, der Mensch sei ein „monadenhafter“ Einzelner und die Stärkung einer solidarischen Professionalität.
Im Rahmender Veranstaltung wollen wir mit Timm Kunstreich (Sozialwissenschaftler, AKS Hamburg) über sein neu erschienenes Buch ins Gespräch kommen und diskutieren, wie aktuelle Tendenzen von Klinifizierung und Pathologisierung in der Kinder- und Jugendhilfe (vgl. die Planungen für eine Spezialeinrichtung am Klotzenmoorstieg) aus der Warte des theoretischen Ansatzes von Hans Falck zu beurteilen sind und was für die Weiterentwicklung einer solidarischen Professionalität getan werden kann. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!
Veranstaltende: Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit, Fachschaftsrat Erziehungswissenschaft/Lehramt